Ein Essay über Zuhören, strukturelle Gewalt und die undurchlässige Membran
Ein Abend in Salzburg – und eine Offenlegung
Salzburger Festspiele 2025. Großer Saal der Stiftung Mozarteum.
Galina Ustwolskajas Duett für Violine und Klavier. Gespielt von Patricia Kopatchinskaja und Markus Hinterhäuser – mit einer Intensität, die nicht versöhnen will, sondern die Tiefe des Werks hörbar macht. Ihre Interpretation: kompromisslos, aufrichtig, durchdrungen von Präsenz. Es war keine Darstellung, sondern eine Offenlegung. [Aufnahme u. a. auf Streamingdiensten verfügbar.]
Der Titel mag Nähe suggerieren – doch was sich im Raum ausbreitet, ist ein Geflecht aus Spannung, Abbruch und Nicht‑Antwort. Zwei Instrumente, zwei Ausdruckswelten – und eine Beziehung, die konsequent nicht stattfindet.
Die Violine spricht, flackert, sucht – das Klavier: gesetzt, schwer, unerweichlich. Nicht im Widerspruch, sondern in einer anderen Ordnung.
Was bleibt, ist ein Dazwischen. Ein Raum, in dem Beziehung möglich gewesen wäre – und bewusst nicht entstand. Eine Wahrheit, die genau darin lag.
Und ich, Zuhörender: Ich war nicht Teil des Duetts – aber Teil des Raums, in dem etwas hörbar wurde.
Die Membran, die nicht durchlässig wird
Im Erleben dieses Konzerts wurde mir ein Bild deutlich: Zwischen dem, was gesagt wird – und dem, was gehört werden könnte – liegt manchmal eine Membran. Eine Grenze, die nicht laut ist, aber spürbar. Nicht aggressiv, aber undurchlässig.
In der Sprache des Ad_Monter Meta Modells:
Die Violine bewegt sich im Raum von c‑me – verletzlich, individuell, sinngetragen. Das Klavier agiert aus c‑it¹ – gesetzt, strukturiert, unberührt. Zwischen beiden liegt eine Membran, die in diesem Stück nicht durchlässig wird. Der Raum von c‑us, der sonst Vermittlung ermöglichen könnte, bleibt leer.
So entstehen zwei Seiten – getrennt durch Struktur, ohne Beziehung. Die Membran zwischen c‑me und c‑it¹ – Beziehung wird nicht hörbar. Diese Undurchlässigkeit ist es, die nicht nur musikalisch verstört, sondern in vielen sozialen Systemen wiederzuerkennen ist.
Ad_Monter Raute: Spannungsräume und Membranen im System – Membranen statt Mauern. Die Felder berühren sich; verbinden sich aber nicht immer.