Resonanz-Essays

Stimmen

Diese Essays begleiten das Ad_Monter Meta Modell tastend, vertiefend,
mit Blick auf Beziehung, Resonanz und Wandel.
Kein Erklären – sondern ein Weitergehen im Denken.

Warum wir philosophieren müssen …

nicht über das Leben, sondern mitten darin.

Philosophieren ist kein Blick von außen, sondern Anwesenheit im eigenen Leben. Würde ist dabei kein Besitz, sondern eine geübte Haltung – gefährdet durch Anpassung, geschützt durch Wahrhaftigkeit. Im Konflikt zeigt sie sich als Fähigkeit, nicht fortgerissen zu werden: innehalten, unterscheiden, entscheiden.

A_MMM-Bezug

Im A_MMM klärt c-it¹ Begriffe und Bezugsrahmen; c-me stärkt Selbstklärung im gemeinsamen Setting; c-us schützt Würde im Dialog; c-it² führt zu Entscheidungen, die der eigenen Selbstachtung standhalten.

„Philosophieren heißt nicht, abstrakte Fragen zu stellen – sondern lebendig zu werden im eigenen Inneren.“

Reflexionsfragen

  1. Wo verläuft hier meine Grenze zwischen Impuls und Entscheidung?
  2. Was verrate ich, wenn ich aus bloßer Anpassung handle?
  3. Welche Vereinbarung würde meiner Selbstachtung standhalten?

Die kuratierte Lehr-Version (mit Übung & Trainer:innen-Hinweisen) ist Teil unserer Masterclasses im Ad_Monter Meta Modell.
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Mediation: Vom Fehler zum Wandel

Mediation Fehler Wandel

Ein Notfallraum in einem Krankenhaus. Monitore piepen, Entscheidungen fallen unter Zeitdruck. Später – wenn die Dramatik verflogen ist – bleibt nicht die Frage, wer versagt hat, sondern wie es dazu kommen konnte. Diese Verschiebung des Blicks – vom Individuum auf das System – ist der Ausgangspunkt des London Protocol.

Das London Protocol versteht Zwischenfälle als Ergebnis von Zusammenhängen: Patient:innenfaktoren, Aufgaben- und Prozessgestaltung, Teamdynamik, Arbeitsumgebung, Organisation und Umfeld greifen ineinander. Der Fehler ist nicht Endpunkt, sondern Anfang einer Lernbewegung.

Im Ad_Monter Meta Modell (A_MMM) findet sich dieselbe Bewegung: von der Darstellung zur Selbstklärung, vom Dialog zur gemeinsamen Gestaltung. Beide Ansätze setzen auf Struktur statt Schuld, auf Lernen statt Sanktion – und auf einen Sinnhorizont, der Orientierung gibt.

Das Dritte in der Mediation

Prolog – Stimmen, die ihre Rollen verlassen

Die Felsenreitschule ist an diesem Abend ein Resonanzkörper. Drei Männerstimmen füllen die Rollen von drei Frauen – nicht als Provokation, sondern als künstlerische Entscheidung, die den Figuren eine andere Farbe gibt.

Peter Eötvös hat Tschechows Drama nicht linear vertont, sondern in ein musikalisches Triptychon verwandelt: drei Sequenzen, jede aus der Sicht einer anderen Figur erzählt – Irina, Andrej, Mascha. Jede Perspektive bringt nicht nur ein eigenes Handlungsmuster, sondern auch eine eigene Klangfarbe. Irina klingt in Oboe und Englischhorn, Mascha in zwei Klarinetten, Olga in Flöte und Altflöte. Tusenbach ertönt in warmen Hörnern, Werschinin in Flügelhorn und Trompete, Andrej im sonoren Fagott. Diese Zuordnung verleiht jeder Figur einen unverwechselbaren Ton – hörbar eigenständig, selbst wenn sich die Stimmen im dramatischen Dreiklang begegnen.

Unter der musikalischen Leitung von Maxime Pascal (Ensemble im Graben) und Alphonse Cemin (Orchester hinter der Bühne) entsteht ein doppelter Klangraum: vorn die Stimmen der Figuren und ihre persönlichen Beziehungen, dahinter die orchestrale Fläche, die das gesellschaftliche Umfeld spürbar macht. Regisseur Evgeny Titov inszeniert diese Ebenen nicht gegeneinander, sondern lässt sie ineinander wirken – wie Vorder- und Hintergrund in einem Bild, die gemeinsam das Ganze tragen.

Die Bühne zeigt einen gebrochenen Bahndamm, der das Geschehen wie ein stummer Zeuge begleitet. Die Verbindung nach Moskau ist nicht nur weit – sie ist unüberwindbar. „Moskau“ wird zum unsichtbaren Dritten im Raum: eine Struktur, die Gespräche rahmt, Entscheidungen beeinflusst, Beziehungen verschiebt.

Vom Opernraum in den Mediationsraum

In der Mediation gibt es solche unsichtbaren Dritte oft: Unsichtbare Dritte – eine Regel, ein Vertrag, ein gemeinsames Narrativ – sitzen nicht am Tisch, und doch färben sie jedes Wort, jede Geste.

Wie auf der Bühne treten die Beteiligten zunächst mit klaren, als objektiv empfundenen Sichtweisen auf – c-it¹, das Feld des Beobachtbaren und Faktischen. Doch jede Darstellung ist subjektiv gefärbt, selektiv, eingebettet in persönliche Erfahrungen und Gefühle. Im Ad_Monter Meta Modell (A_MMM) ist das kein Mangel, sondern der Ausgangspunkt.

Die undurchlässige Membran – über Beziehung, Macht und Mediation

Ein Essay über Zuhören, strukturelle Gewalt und die undurchlässige Membran

Ein Abend in Salzburg – und eine Offenlegung

Salzburger Festspiele 2025. Großer Saal der Stiftung Mozarteum.

Galina Ustwolskajas Duett für Violine und Klavier. Gespielt von Patricia Kopatchinskaja und Markus Hinterhäuser – mit einer Intensität, die nicht versöhnen will, sondern die Tiefe des Werks hörbar macht. Ihre Interpretation: kompromisslos, aufrichtig, durchdrungen von Präsenz. Es war keine Darstellung, sondern eine Offenlegung. [Aufnahme u. a. auf Streamingdiensten verfügbar.]

Der Titel mag Nähe suggerieren – doch was sich im Raum ausbreitet, ist ein Geflecht aus Spannung, Abbruch und Nicht‑Antwort. Zwei Instrumente, zwei Ausdruckswelten – und eine Beziehung, die konsequent nicht stattfindet.

Die Violine spricht, flackert, sucht – das Klavier: gesetzt, schwer, unerweichlich. Nicht im Widerspruch, sondern in einer anderen Ordnung.

Was bleibt, ist ein Dazwischen. Ein Raum, in dem Beziehung möglich gewesen wäre – und bewusst nicht entstand. Eine Wahrheit, die genau darin lag.

Und ich, Zuhörender: Ich war nicht Teil des Duetts – aber Teil des Raums, in dem etwas hörbar wurde.

Die Membran, die nicht durchlässig wird

Im Erleben dieses Konzerts wurde mir ein Bild deutlich: Zwischen dem, was gesagt wird – und dem, was gehört werden könnte – liegt manchmal eine Membran. Eine Grenze, die nicht laut ist, aber spürbar. Nicht aggressiv, aber undurchlässig.

In der Sprache des Ad_Monter Meta Modells:

Die Violine bewegt sich im Raum von c‑me – verletzlich, individuell, sinngetragen. Das Klavier agiert aus c‑it¹ – gesetzt, strukturiert, unberührt. Zwischen beiden liegt eine Membran, die in diesem Stück nicht durchlässig wird. Der Raum von c‑us, der sonst Vermittlung ermöglichen könnte, bleibt leer.

So entstehen zwei Seiten – getrennt durch Struktur, ohne Beziehung. Die Membran zwischen c‑me und c‑it¹ – Beziehung wird nicht hörbar. Diese Undurchlässigkeit ist es, die nicht nur musikalisch verstört, sondern in vielen sozialen Systemen wiederzuerkennen ist.

Ad_Monter Raute: Spannungsräume und Membranen im System – Membranen statt Mauern. Die Felder berühren sich; verbinden sich aber nicht immer.

Mediation sieht tiefer

Was hat eine archaische Tragödie mit Mediation zu tun?

Und warum lohnt es sich, Strawinskis Oedipus Rex nicht nur zu hören – sondern als Resonanzraum für Selbstklärung, Beziehung und Verantwortung zu lesen?

Ich sah – und doch war ich blind.

Ein Essay über Erkenntnis, Selbstunterbrechung und das Hören am Rand des Sichtbaren. Strawinskis Oedipus Rex im Spiegel des Ad_Monter Meta Modells.