Im Ad_Monter_Meta_Modell (A_MMM) ist die Bearbeitung der Bedürfnisse und Interessen der Konfliktparteien ein zentraler Bestandteil des Mediationsprozesses. Bedürfnisse sind die fundamentalen, emotionalen und oft unbewussten Triebkräfte, die hinter den äußeren Forderungen und Handlungen der Beteiligten stehen. Interessen hingegen sind die konkreten Ausdrucksformen dieser Bedürfnisse und die praktischen Ziele, die im Konflikt direkt verfolgt werden. Interessen spiegeln sich in den konkreten Zielen wider, die die Konfliktparteien erreichen wollen, während Bedürfnisse die tieferen, grundlegenden Motivationen sind, die diesen Zielen zugrunde liegen.
Die Bedeutung von Bedürfnissen und Interessen in der Mediation
In Konflikten treten die Bedürfnisse oft nicht direkt ans Licht – sie sind häufig unbewusst oder werden nicht offen ausgesprochen. Was jedoch sichtbar wird, sind die Interessen der Beteiligten, also die konkreten Wünsche und Forderungen, die sich aus den zugrunde liegenden Bedürfnissen - im Prozessverlauf - ableiten. Ein Konflikt zwischen zwei Personen könnte beispielsweise oberflächlich um eine Ressourcenteilung oder eine Vertragsvereinbarung gehen, doch das eigentliche Bedürfnis dahinter könnte Anerkennung, Sicherheit oder Respekt sein.
Die Interessen sind somit die sichtbare Form der Bedürfnisse. Indem der Mediator hilft, die tiefen Bedürfnisse der Konfliktparteien zu erkennen und diese mit den konkreten Interessen zu verbinden, wird es möglich, ganzheitliche Lösungen zu finden, die sowohl die emotionalen als auch die sachorientierten Aspekte der der Beteiligten berücksichtigen.
Arten von Bedürfnissen und Interessen in der Mediation
- Individuelle Bedürfnisse und Interessen: Diese betreffen die persönlichen emotionalen und psychologischen Anforderungen der Konfliktparteien. Bedürfnisse nach Anerkennung, Sicherheit, Zugehörigkeit und Selbstbestimmung sind oft die zugrunde liegenden Bedürfnisse. Die Interessen dieser Bedürfnisse könnten beispielsweise in Forderungen nach gerechter Behandlung, Veränderung der Arbeitsbedingungen oder Klärung von Verantwortlichkeiten bestehen.
- Beziehungsgestaltende Bedürfnisse und Interessen: Konflikte entstehen häufig auch durch Beziehungsprobleme. Diese betreffen die Art und Weise, wie die Beteiligten miteinander umgehen, kommunizieren und sich wahrnehmen. Das Bedürfnis nach Vertrauen oder Respekt könnte in einem Konflikt zum Beispiel als Interesse nach einer offeneren Kommunikation oder einer Veränderung der Teamdynamik zum Ausdruck kommen.
- Gesellschaftliche und organisationale Bedürfnisse und Interessen: In vielen Fällen sind auch die kulturellen und institutionellen Bedürfnisse ausschlaggebend. Interessen nach Gerechtigkeit, Fairness oder Zugang zu Ressourcen können aus den Bedürfnissen nach Anerkennung oder Sicherheit hervorgehen. Diese Interessen spiegeln sich häufig in Forderungen nach gerechteren Arbeitspraktiken, Beteiligung an Entscheidungen oder der Veränderung von Strukturen wider.
Wie die Mediator:innen mit Bedürfnissen und Interessen arbeiten
Der Mediator hat die Aufgabe, die Bedürfnisse und Interessen der Beteiligten zu erkennen und zu verbinden. Durch aktives Zuhören, reflektierende Fragestellungen und achtsame Kommunikation hilft der Mediator, dass die Konfliktparteien ihre Bedürfnisse und Interessen klar artikulieren und verstehen, wie diese in einem ganzheitlichen Lösungsansatz berücksichtigt werden können.
- Erkennen und Identifizieren der Bedürfnisse und Interessen: Zu Beginn wird oft klar, dass die Konfliktparteien auf den ersten Blick ganz unterschiedliche Interessen verfolgen. Diese können jedoch auf dieselben Bedürfnissezurückzuführen sein. Der Mediator hilft dabei, sowohl die Interessen als auch die dahinterliegenden Bedürfnissezu identifizieren und die Kommunikationsbarrieren zu überwinden, die eine effektive Zusammenarbeit verhindern.
- Verbindung von Bedürfnissen, Interessen und Werten: Der Mediator arbeitet daran, diese Bedürfnisse, Interessen und Werte der Konfliktparteien miteinander zu verbinden. Dabei geht es darum, zu verstehen, wie die inneren Bedürfnisse der Beteiligten die konkreten Interessen und Handlungen im Konflikt beeinflussen. Diese Erkenntnis schafft Raum für Veränderung und Kooperation.
- Bedürfnisse und Interessen in Lösungen umwandeln: Der Mediator unterstützt die Konfliktparteien, ihre Bedürfnisse und Interessen in eine gemeinsame Lösung zu integrieren. Anstatt in separaten Forderungen und Streitpunkten zu verharren, erkennen die Konfliktparteien, dass ihre interessenbasierten Lösungen auch die tieferen Bedürfnisse der anderen berücksichtigen müssen, um langfristig erfolgreich zu sein.
Die Rolle der Mediator:innen bei der Bearbeitung von Bedürfnissen und Interessen
Die Mediator:innen arbeiten darauf hin, dass die Konfliktparteien nicht nur ihre Interessen artikulieren, sondern auch die tiefer liegenden Bedürfnisse der anderen verstehen und respektieren. Dies fördert ein gemeinsames Verständnis und ermöglicht eine Lösung, die sowohl die praktischen Interessen als auch die affektiven Bedürfnisse der Konfliktparteien berücksichtigt.
Die Bearbeitung der Bedürfnisse und Interessen im Ad_Monter_Meta_Modell (A_MMM) ist eine entscheidende Voraussetzung für die Lösung von Konflikten auf einer nachhaltigen und tiefgehenden Ebene. Interessen sind die konkrete Ausdrucksform von Bedürfnissen, und deren Transformation führt zu einer Veränderung der Beziehung und Kommunikation zwischen den Konfliktparteien. Der Mediator hilft, die Bedürfnisse und Interessen zu verbinden, sodass gemeinsame Lösungen entwickelt werden, die die Konflikte auf der emotionalen und praktischen Ebenedauerhaft lösen.
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