Mächtigung & Selbstbeziehung

Im Ad_Monter_Meta_Modell (A_MMM) wird Mächtigung nicht als klassische „Ermächtigung“ im Sinne einer externen Zuweisung von Macht verstanden. Vielmehr wird sie als ein diskursiver Prozess der Selbstveränderungbetrachtet. In traditionellen Kontexten wird Ermächtigung oft als ein Akt der Machtzuteilung von außen gesehen, in dem eine höhere Autorität oder eine externe Quelle jemandem die Befugnis erteilt, bestimmte Entscheidungen zu treffen oder zu handeln. Mächtigung im A_MMM hingegen wird nicht von außen auferlegt, sondern entsteht durch Selbstwahrnehmung und Selbstveränderung.

Im A_MMM bedeutet Mächtigung, dass die Konfliktparteien lernen, ihre innere Handlungsfähigkeit zu erkennen und zu aktivieren. Der Mediator unterstützt diesen Prozess, indem er einen Raum schafft, in dem die Beteiligten die Kontrolle über ihre Wahrnehmung, Reaktionen und Entscheidungen übernehmen können. Dieser Prozess ist nicht passiv, sondern proaktiv – Mächtigung wird aus dem Selbst heraus erlangt, durch die Veränderung der eigenen Wahrnehmung und die Neudefinition der eigenen Rolle im Konflikt.

Selbstbeziehung als Grundlage der Mächtigung

Selbstbeziehung spielt eine zentrale Rolle im A_MMM, da sie eng mit der Mächtigung verknüpft ist. Sie beschreibt, wie sich die Konfliktparteien selbst wahrnehmen und verstehen – sowohl in Bezug auf den Konflikt als auch auf ihre eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Ängste. Häufig werden Konflikte durch festgefahrene Wahrnehmungen und unbewusste Annahmen beeinflusst, die durch äußere Diskurse und gesellschaftliche Normen geprägt sind. Die Selbstwahrnehmung wird dadurch oft auf ein begrenztes Verständnis von sich selbst und der eigenen Handlungsfähigkeit eingeengt.

Im A_MMM wird die Selbstbeziehung als ein dynamischer Prozess betrachtet, der immer wieder hinterfragt und verändert werden kann. Der Mediator hilft den Beteiligten, ihre inneren Wahrnehmungen und die diskursiven Strukturen, die ihre Wahrnehmung und ihr Verhalten prägen, zu reflektieren und zu verändern. Dieser Prozess der Selbstveränderung geht über eine einfache psychologische Einsicht hinaus und bezieht sich auf die Sprache und die diskursiven Formen, die die Wahrnehmung des Konflikts und der eigenen Rolle bestimmen.

Durch diese reflexive Auseinandersetzung mit der eigenen Selbstbeziehung und der Veränderung der Wahrnehmungwird den Konfliktparteien die Fähigkeit zur Mächtigung gegeben. Sie erkennen, dass ihre Wahrnehmung nicht die einzige Wahrheit ist, sondern dass sie selbst die Macht haben, ihre Wahrnehmung und Reaktionen zu verändern und so ihre Handlungsfähigkeit zu erweitern.

Mächtigung als Veränderung von Wahrnehmung und Ausdruck

Mächtigung im A_MMM bedeutet, dass die Konfliktparteien ihre Selbstwahrnehmung und Ausdrucksweise verändern, um neue Handlungsmöglichkeiten zu schaffen. Anstatt in vorgefertigten, starren Reaktionsmustern festzustecken, können sie lernen, die Sprache und die Begriffe, die ihren Konflikt definieren, neu zu gestalten. Dieser Prozess wird nicht durch eine äußere Instanz diktiert, sondern entsteht aus dem inneren Raum der Beteiligten, die ihre Diskurse hinterfragen und neu definieren.

Der Mediator agiert nicht als Autorität, die Macht vergibt, sondern als Facilitator, der den Raum für die diskursive Neuordnung schafft. Durch gezielte, öffnende Fragen und achtsame Reflexion hilft der Mediator den Konfliktparteien, die Sprache so zu nutzen, dass sie ihre Selbstwahrnehmung und ihre Beziehungen transformieren können. Mächtigung entsteht somit durch die Veränderung der eigenen Wahrnehmung und der Wahrnehmung der eigenen Rolle im Konflikt.

Mächtigung aus dem Selbst heraus: Der Schlüsselprozess

Ein zentraler Aspekt der Mächtigung im A_MMM ist, dass sie aus dem Selbst heraus entsteht. Mächtigung im A_MMM ist kein akt der Machtübertragung von außen, sondern ein innerer Prozess, bei dem die Beteiligten ihre eigene Handlungsfähigkeit erkennen und aktivieren. In der traditionellen Ermächtigung wird Macht oft von einer externen Quelle verliehen, während Mächtigung im A_MMM den Beteiligten hilft, ihre eigene innere Macht zu erkennen, die sich nicht auf äußere Umstände oder Autoritäten stützt.

Durch diesen proaktiven Prozess lernen die Beteiligten, nicht nur auf die äußeren Konfliktfaktoren zu reagieren, sondern auch auf ihre inneren Bedürfnisse und Reaktionen. Sie erkennen, dass sie die Kontrolle über ihre Wahrnehmung und ihre Handlungen haben und somit die Verantwortung für den Konflikt und seine Lösung selbst übernehmen können.

Der Mediator als Begleiter in diesem Prozess

Der Mediator im A_MMM spielt eine entscheidende Rolle in der Mächtigung der Beteiligten. Statt die Macht zu vergeben, schafft der Mediator einen Raum, der es den Beteiligten ermöglicht, ihre eigene Wahrnehmung zu hinterfragen und ihre Handlungsfähigkeit neu zu definieren. Der Mediator begleitet diesen Prozess durch achtsame Führung und reflektierende Fragen, die den Konfliktparteien helfen, ihre eigene Selbstbeziehung und Macht zu erkennen und selbstverantwortlich zu handeln.

Beispiel für die praktische Anwendung

Ein Beispiel aus der Praxis: Zwei Kollegen befinden sich in einem Konflikt über Arbeitsaufgaben, wobei einer sich übergangen und der andere sich unsicher fühlt. Anstatt dass der Mediator einfach eine Lösung aufzeigt, stellt er gezielte Fragen, die den Konfliktparteien helfen, ihre Selbstwahrnehmung und die Bedeutung ihrer Wahrnehmungen zu hinterfragen. Der Mediator fordert sie auf, ihre eigenen Handlungen und Verhaltensmuster zu reflektieren und zu erkennen, wie ihre Sprache und Reaktionen den Konflikt verstärken. Durch diesen Prozess der Selbstreflexion und der diskursiven Neuordnung erkennen beide, dass sie gemeinsam Verantwortung übernehmen können und ihre Kommunikation auf gleichwertiger Basis neu gestalten müssen.

 

Die Mächtigung im A_MMM wird nicht als Übertragung von Macht von außen verstanden, sondern als diskursiver Prozess der Selbstveränderung, der den Beteiligten hilft, ihre eigene Handlungsfähigkeit und Wahrnehmung zu erkennenMächtigung aus dem Selbst heraus bedeutet, dass jede Person in der Lage ist, durch die Veränderung ihrer Wahrnehmung und ihrer Ausdrucksweise zu einer selbstbestimmten Handlungskompetenz zu gelangen. Der Mediator unterstützt die Beteiligten, indem er den Raum schafft, in dem sie ihre eigene Macht und Verantwortung erkennen und selbstverantwortlich Lösungen entwickeln können.